Willkommen im Projekt
Künstlerherberge

Ein Traum wird wahr

Es war Liebe auf den ersten Blick

2016 – Als freiberufliche Journalistin sollte ich für die Südwestpresse eine Sommergeschichte schreiben. Das alte Taglöhnerhaus am Burgberg in Bad Urach-Seeburg ist ein “ortsprägendes Gebäude”, so wurde mir in der Redaktion mitgeteilt.

Was für eine Überraschung: 35 Jahre zuvor hatte ich auf meinen Spaziergängen hoch zum Ehrenmal das Häusle oft bewundert, die Ziegen im Felsengarten gefüttert und gestreichelt. Der Wanderweg war seinerzeit noch mit hohem Gras bewachsen und kaum einsehbar. Damals hatte ich mir gedacht: “Was für eine Idylle. Hier lebt bestimmt eine junge Familie mit mindestens drei Kindern. Lachen und Johlen bis unters Dach!”

Bei den Recherchen ergab sich: Das Haus stand seit 15 Jahren leer und wartete auf einen neuen Besitzer. Schnell war klar – das wird keine Sommergeschichte. Das wird mein Projekt. So wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Ein wenig Erbe von der Mutter, die Rente, Erspartes und ein Kredit von meinen Lieblings-Bankern halfen mir auf die Sprünge. “BurgZwei” ist und bleibt eine Sparbaustelle, die immer wieder Überraschungen bereithält!

15 Jahre Leerstand – und doch Liebe auf den ersten Blick

Nach rund sechs Jahren Bauzeit

Die Künstlerherberge BurgZwei – klein aber fein: Das ehemalige Taglöhnerhaus liegt malerisch mitten im Felsengarten und direkt am Hauptwanderweg im 300-Seelen-Ort Seeburg. Ausgangspunkt für unendlich schöne Wanderungen auf der Mittleren Schwäbischen Alb. Die beiden privaten Gästezimmer haben eine separate Küche und WC. Die ehemalige Scheune kann als Wohnzimmer mit genutzt werden. Das moderne, gemeinsame Bad ist kuschelig und sehr großzügig. Auf den Zimmern gibt es WLan zum Streamen, vor und hinter dem Haus genügend Platz an der Sonne.

Vormals Fremde treffen sich in der Küche als Freunde, zu Bier, Glühwein oder Tee. Gemeinsam werden Erfahrungen ausgetauscht und oft neue Freundschaften geschlossen. BurgZwei ist ein Ort, an dem sich Geschichten verweben und neue entstehen. Die Gäste kommen von überall her: aus Australien, den USA, Schweden und Dänemark, viele aus Holland und aus den neuen Bundesländern oder einfach für ein verlängertes Wochenende aus Tübingen und Stuttgart. Die Herberge ist gerne ein zweites Zuhause über Silvester, ein heimeliges Plätzchen für Stammgäste. Das ausgelagerte Büro oder kurzzeitiges Daheim für Geschäftsreisende oder Seminaristen.

Meine ersten beiden Gäste waren auf Spurensuche. Der Vater bei den einheimischen noch gut bekannt als ehemaliger Kirchen-Dekan. Ein psychiatrischer Forensiker aus der Gegend um Eindhooven sammelte Eindrücke im ehemaligen KZ in Grafeneck und meinte: “Bei uns war das nicht viel besser”.

Maler, Musiker, verliebte Radler, ein junges Gastro-Pärchen vom Castle in Schottland und viele Hochzeitsgäste genießen den Charme der mit Liebe zum Detail renovierten Herberge. Das Gästebuch ist voller wunderbarer Geschichten und Zeichnungen davon.

Der Wunschbaum

Seit 2020 ein Besuchermagnet: Der kunterbunte Wunschbaum vor dem Haus. Eigentlich eine sehr spontane Idee. Der beim Schneebruch umgekippte alte Apfelbaum sollte eine neue Aufgabe bekommen. Ein paar dürre Äste wurden an den Bauzaun gebunden. Was zunächst wie ein “mexikanischer Galgen” aussah wurde schnell zum Pilgerort. An sonnigen Tagen sammeln sich Wandergruppen und Großfamilien auf dem Hof und freuen sich an der liebevollen Idee.

Natürlich ist hier oben am Burgberg nicht alles perfekt. Die Baustelle ist längst nicht fertig. Aber das stört nicht. So bleibt alles in Bewegung…